06. september

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regen klopft auf das dach, und es ist hell draussen......ein neuer tag?  doch schon während des frühstücks hört es auf und die sonne scheint kurz durch die geschlossene wolkendecke.

die frage: "was machen wir heute?" steht wieder mal zur diskussion. gestern war noch die lakitour als vorschlag  doch der wetterbericht nach der Myrdalsandur und der anschliessenden lavaebene ist besser und für die lakitour sogar trocken. also nichts wie weg richtung osten, unterwegs fahren wir an ein rettir, ein isländisches schäferfest. die schafe aus dem hochland sind zurück und werden den bestzern zugeteilt. vom kleinkind im wagen, bis zum opa, trifft sich hier alles, was irgendwie mag und kann. und mittendrin die schafe. wir schauen dem treiben aus guter distanz etwas zu und fahren weiter unter blauem himmel und sonnenschen.

unsere reise geht über stock und stein. immer tiefer ins hochland zuerst über saftiges gras- und moosland, dann karges lavagestein mit oder ohne moos, bis alles schwarz daherkommt. zwischen durch macht orli den furten-experte, denn es meistert alle fünf mit bravur.

die landschaft ist so speziell, dass wir immer wieder anhalten um etwas zu fotograieren oder einfach nur zum staunen. Lakagígar ist eine vulkanspalte, die 1783 ausbrach und bis 1784 andauerte. 130-140 vulkankegel sind hintereinander über 25km aufgereiht. der damalige ausbruch war eine riesige katastrophe, etwa 80% der schafe und 50% der pferde gingen ein oder mussten notgeschlachtet werden nach dem ausbruch lag eine riesige fluorgas wolke über dem land. zusammen mit asche und regen verseuchte es das ganze land. missernten und eine grosse hungersnot war die folge. ein viertel der damaligen befölkerung kam zwischen 1783 und 1785 um. der ausbruch damals hatte auch schwere folgen auf das globale klima die nachfolgenden winter waren sehr kalt und intensiv, und forderte zusätzliche opfer in westeuropa.

Interesant ist, dass die jetzige vulkanaktivität im Holuhraun und am Barðábunga einen ähnlichen charakter aufweist, und sogar in der gleichen feuerspalte liegt. (was das heisst werden wir sehen)

während wir über diese geschichte nachdenken und uns genau da aufhatlen, wo das geschehen war, kommt schon etwas wie ehrfurcht und respekt hoch. umso mehr ärgert es wenn wir in den lavafeldern bis an die vulkankrater fahrspuren sehen. einige dieser noch immer stark sichtbaren offroadspuren sind bis zu 14 jahre alt. das land hier verzeiht nichts, es ist so sensibel und zerbrechlich wie gwaltig zugleich. 

auf einem abschnitt bleiben wir stehen und machen einen kurzen halt. einige schritte neben das auto zeigt wie zerbrechlich das ganz ist. unter meinen füssen klirrt es wie glas das zerbirst und wenn die sonne ganz flach in den sand scheint beginnt alles in allen farben zu funkeln - es ist glas- vulkanische erde. 230 jahre alt und noch immer so delikat zart aber mächtig beeindruckend. 

nach 146km rüttelfahrt bergauf, bergab, von grün bis schwarz und sandig bis steinig, biegen wir wieder in die ringstrasse ein und fahren nochmals 70km nach hause.

ein intensiver tag mit 10 stunden und vielen kilometern liegt hinter uns. so gibt es noch lachsspaghetti, und ein bierchen dazu und ab ins federbett.